Poltawa, Auschwitz, Bergen-Belsen, Kijiw
Maik Reichel
Poltawa, Auschwitz, Bergen-Belsen, Kyjiw
Die Lebensgeschichte der Anastasia Gulej
Herausgegeben von Maik Reichel im Auftrag der
Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
432 Seiten
143 zum Teil farbige Abbildungen, 1 Stammbaum
gebunden, Schutzumschlag
14 x 21 cm
25,00 EUR
ISBN 978-3-89923-439-8
Dieser Titel ist zum selben Preis auch in einer anderen Ausgabe in ukrainischer Sprache erhältlich!
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Tel.: +49 34607 21088
1925 inmitten der Herrschaft der Bolschewisten im Gebiet von Poltawa geboren, wuchs Anastasia Gulej in einem typischen ukrainischen Dorf als Tochter eines Dorfschullehrers und einer Hausfrau auf. Als Kind und heranwachsende junge Frau durchlebte sie drei Martyrien: die grausame Hungersnot 1932/33, Stalins großen Terror 1937/38 und die Verschleppung zur Zwangsarbeit 1943.
Nach ihrer Flucht 1943 war Anastasia Gulej in mehreren Gefängnissen, kam nach Auschwitz-Birkenau, überlebte im Januar 1945 bei eisiger Kälte den Todesmarsch, kam in die Hölle von Bergen-Belsen, wo sie im letzten Moment durch britische Truppen befreit wurde. Sie kehrte zurück in ihre Heimat, vollendete die Schule, studierte Forstwirtschaft, arbeitete in der Moldauischen Sowjetrepublik und später in Kyjiw.
Mit der Unabhängigkeit der Ukraine begann 1991 ihre Arbeit als Zeitzeugin im In- und Ausland. Anastasia Gulej schrieb Bücher über die Zeit des Zweiten Weltkrieges, in denen die Geschichten vieler Opfer der nationalsozialistischen Schreckensherrschaft festgehalten sind. Im Jahr 2022 musste sie ein weiteres Mal Krieg erleben. Russlands Krieg in ihrem Heimatland, der freien Ukraine, zwang sie, Kyjiw und die Ukraine zu verlassen.
In diesem Buch wird erstmals Anastasia Gulejs Lebensgeschichte vom ukrainischen Mädchen bis zur engagierten und couragierten Frau nachgezeichnet, die selbst ein erneuter Krieg nicht wanken lässt.
"Ich habe überlebt, um euch davon berichten zu können."
In diesem Buch erzählt eine 96-jährige Frau über ihr langes Leben. Sie spricht von ihrer Kindheit, den Schrecknissen einer großen Hungersnot und wie sie als Siebenjährige ausgemergelte Menschen in einem Massengrab sah. Wenige Jahre später bangte sie gemeinsam mit ihrer Familie, ob der „Schwarze Rabe„, das berüchtigte Fahrzeug des sowjetischen Innenministeriums, vor dem eigenen Haus hält und den Vater für immer abholt. Anastasia Gulej erlebte den Einfall der deutschen Truppen in die Sowjetunion, wurde 1943 zur Zwangsarbeit verschleppt, floh von dort und landete im berüchtigten Auschwitz-Birkenau, wo sie nahe der Krematorien hauste. Die letzte Station ihres Leidens war das völlig überfüllte Lager Bergen-Belsen, wo Anastasia Gulej dem Tode nahe war, bis die britischen Befreier kamen. Der größte Triumph, der Anastasia Gulej bis heute beseelt, ist der, dass sie die schreckliche Zeit in deutschen Lagern überlebt hat, Hitler und Höß aber tot sind.
"Die Zeit geht voran. Nur wenige leben noch, die den Krieg, die Entbehrungen, Haft, Schläge, Hunger und Todesängste überstanden haben. So lange ich noch kann, werde ich erzählen. Wenn auch die Beine nicht immer tragen, aber mein Kopf und mein Mund machen immer noch gut mit."
Am 24. Februar 2022 bricht unerwartet ein weiteres Mal ein schrecklicher Krieg in das Leben der Anastasia Gulej ein. Sie muss sich im Keller ihres Hauses verstecken, flieht dann aus Kyjiw, verlässt Haus, Garten und Weggefährten: "Auch Putin werde ich überleben."
INHALT
Ein Wort zuvor 9
Eine Überlebende erzählt 17
Eine Kindheit zwischen Holodomor und Großem Terror 19
1941 – Der Krieg kommt in mein Leben 53
Zwangsarbeit – Gefangene der Deutschen 65
Gefangenschaft in Rzeszów und Tarnow 87
Auschwitz-Birkenau 93
Im Landwirtschaftskommando in Budy 117
Todesmarsch 133
In der Hölle – Bergen-Belsen 141
Die Errettung 161
Der Weg nach Hause 169
Wieder zuhause. Schule und Studium 179
Moldawien und Kyjiw 189
„Ich habe überlebt, um euch davon berichten zu können.„ Eine Zeitzeugin erzählt 205
Wegbegleiter erinnern sich 235
Kindheit in vollkommener Freiheit. Walentyna Gulej im Gespräch mit Maik Reichel 237
Ljuba Danylenko: Das Leben lieben 247
Tetiana Pastuschenko: Es ist nie zu spät, etwas zu ändern … 248
Peter Wetzel: Sie berührt die Menschen. 251
Cornelia Habisch: Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage 253
Diana Gring: Anastasia Gulej und der Ort Bergen-Belsen 255
Historische Einordnung 263
Veronika Weisheimer: Die Ukrainische Revolution 1917–1920 264
Kai Langer: Historisches Umfeld 268
Ljuba Danylenko: Entschädigung oder eine humanitäre Geste 279
Russlands Krieg gegen die Ukraine 2022 283
Maik Reichel: Der 24. Februar 2022 285
Anastasia Gulej: Flucht aus Kyjiw im März 2022 289
Ljuba Danylenko: Tagebuch 295
Ljuba Danylenko: Vier Wochen nach Kriegsbeginn 306
Kai Langer: Erhobenen Hauptes 312
Tetiana Pastuschenko: Die Zerstörung einer Weltordnung 315
Borys Romantschenko 318
Peter Coyne: Ein amerikanischer Blick auf den Krieg in der Ukraine 320
Andrii Portnov: Eine Geschichtsstunde von Putin. Und für Putin 324
Rede des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 17. März 2022 vor dem Deutschen Bundestag 333
Die Nationalhymne der Ukraine 339
Dank 341
Bildnachweis 343
Impressum 344
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